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Die letzte Linienkapelle

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Johanneskapelle Aufriss

Johanneskapelle Aufriss

Von Linienkapellen war schon mehrfach die Rede. Die einzige am ursprünglichen Platz erhaltene Kapelle ist die an der (ehemaligen) Hundsturmer Linie (siehe “Eine standhafte Kapelle”). Die Hütteldorfer Linienkapelle steht weit ab vom ehemaligen Linienwall an der Grenze zwischen Hütteldorf und Hadersdorf (siehe “Zwischen Hütteldorf und Hadersdorf”) und die Kapelle am Tabor (siehe “Nepomuk vom Tabor”) ist wohl im Bereich des Ursprungsstandorts, aber doch etwas von diesem versetzt, wohl aus verkehrstechnischen Gründen. Ist die Hütteldorfer Linienkapelle zwar erst nach Abriss des Linienwalls errichtet worden, aber weitab von diesem, so geht es hier um eine Linienkapelle, die am ursprünglichen Platz errichtet wurde und zwar als Ersatz für die Kapelle, die im Zuge der Schleifung des Walls mitgeschleift wurde.

Die Rede ist von der Währinger Linienkapelle, eher bekannt als Johanneskapelle, die am heutigen Währinger Gürtel in unmittelbarer Nähe der Volksoper steht und zwar ziemlich nahe der Stadtbahnbögen, eingezwängt also zwischen der als Hochstrecke geführten U-Bahn und dem stets starken Autoverkehr am inneren Gürtel.

Die von Otto Wagner zwischen 1895 und 1897 erbaute Kapelle ist mehr oder minder im Zusammenhang mit der Errichtung der Gürtellinie der Stadtbahn zu sehen und soll wohl auch erinnern an die Vorgängerbauten. Die erste Währinger Linienkapelle ist schon um 1740 entstanden. Gestiftet wurde sie von zwei Mauteinnehmern, an welche noch eine Tafel erinnert, die in der Sakristei der heutigen Kapelle aufbewahrt wird.

Heer Leopold Hueber und Heer Martin
Engelmeier, bede geweste Einnehmer allhiero
haben diese Ehrenkapelle erstiftet anno 1740

Währinger Linie um 1840, Ausschnitt aus einer Lithografie von J. Ch. Clarot

Währinger Linie um 1840, Ausschnitt aus einer Lithografie von J. Ch. Clarot

Zu diesem Zeitpunkt stand die Kapelle in einer eindeutig ländlichen Gegend. Erst nach und nach wuchs die Stadt, genauer gesagt wuchsen die Vorstädte, an die Linie heran, vielleicht auch, weil der Wall Sicherheit zu geben schien, wenn diese auch trügerisch war. Aber er hatte sich nie als Verteidigungsbollwerk zu bewähren. Er funktionierte nur als Zollgrenze und verhinderte nur (mehr oder weniger gut), dass Lebensmittel nach Wien gebracht würden, ohne dass dafür die Akzise, die Verzehrungssteuer entrichtet worden wäre, indem er den Verkehr in die Stadt, speziell den Warenverkehr, auf einige wenige Durchgangskanäle beschränkte. Vor diesen Durchgängen gab es Brücken, die über den Graben vor dem Wall führten. Diesen Brücken zugeordnet waren die dem Hl. Johannes Nepomuk geweihten Kapellen, eben die Linienkapellen. Und die Kapelle an der Währinger Linie wurde offenbar von den Zollbeamten Leopold Hueber und Martin Engelmeier gestiftet.


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